Wo wird in Bad Kreuznach Hitze erlebt?
Auswertung der Hitzebefragung 2024 – Teil 1
(Stand: Juni 2025)
Am diesjährigen Zukunftstag haben wir die ersten Erkenntnisse aus unserer „Hitzebefragung 2024“ präsentiert. Insgesamt 130 Personen aus einem breiten Bevölkerungsspektrum, mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Zugängen, Ressourcen und Lebenswelten haben an unserer Befragung teilgenommen und waren bereit uns mitzuteilen, wo, wie und mit welcher Konsequenz Hitze in Bad Kreuznach erlebt wird.
Die Befragung haben wir so gestaltet, dass sich durch sie für uns zwei übergeordnete Informations-Blöcke bildeten:
1) wollten wir einen Eindruck über die Zusammensetzung der teilnehmenden Personen und ihren sozialen Hintergrund bekommen (z.B. „haben Sie einen Schwerbehindertenausweis“ oder „erhalten Sie Rente“) und dabei auch erste Informationen über ihr Hitzeemfinden (z.B. „Wird Ihnen bei starker Hitze schwindlig“ oder „fühlen Sie sich von starker Hitze eingeschränkt“) im Allgemeinen erhalten. Außerdem war es für uns auch interessant zu erfragen, ob Hitze von den betroffenen Personen bereits als Problem erkannt und ggf. sogar bereits thematisiert wurde („haben Sie schonmal mit anderen über Hitze gesprochen“).
2) wollten wir rausfinden, welche Orte im Stadtgebiet als besonders heiß erlebt („Hotspots“) und welche Orte zur Abkühlung („Coolspots“) aufgesucht werden. Dabei ging es uns explizit um die persönliche Wahrnehmung der Befragten und das individuelle Wohlempfinden.
In diesem ersten Veröffentlichungsschritt haben wir uns auf die Bewertung der 24. zur Auswahl stehenden Orte konzentriert. Damit sollte ein Einstieg in das Thema gelingen.
Folgenden Ausschnitt (Plakate & Text) haben wir bereits in dem Beitrag „Rückblick: Zukunftstag 26.04.“ veröffentlicht:


In der „Hitzebefragung 2024“ haben wir die Teilnehmer:innen gebeten insgesamt 24. öffentliche Plätze in Bad Kreuznach zu bewerten. Dabei ging es uns explizit nicht um die physikalisch, messbare Temperatur, sondern um die persönliche Wahrnehmung von Hitze. Daraus ergeben sich Beobachtungen, die Zusammenhänge darstellen und die wir mit unserem Wissen über Hitze final einordnen können. Dadurch haben wir die Möglichkeit konkretere Aussagen über den Zustand unserer Hitzeangepasstheit in Bad Kreuznach abzuleiten und auszuformulieren. Unter der Rubrik „Hitzebefragung 2024“ werden wir diese Erkenntnisse nach und nach veröffentlichen, über unsere Kanäle verbreiten und schließlich an die Stadt herantragen.
Obwohl Hitzemanagement ein umfangreiches Bild der Hitzesituation & -Belastung voraussetzt, werden wir uns größtenteils nur auf die drei ermittelten „Hot Spots“ und „Cool Spots“ konzentrieren. Das wird vor allem später, wenn es dann um die Maßnahmen zur Hitzeprävention geht, relevant werden. Denn einzelne, gut ausdefinierte Beispiele lassen sich besser verstehen und einfordern. Letztlich ist es die Aufgabe eines städtischen Klimaanpassungsmanagement für die notwendigen Veränderungen zu sorgen, aber vor allem die Bürger:innen selbst sollen begreifen, was sie von der Stadt verlangen dürfen – es geht schließlich um die Gesundheit von uns Allen.
„Hot Spots“ & „Cool Spots“ in Bad Kreuznach
Top 3- Hot Spots
Es lässt sich festhalten, dass ausgerechnet die stark frequentierten Standorte mit einer besonderen Funktion für die Stadt als besonders belastend bei Hitze erlebt wurden. Die Aufmerksamkeit eines zukünftigen Klimaanpassungsmanagements sollte sich in den ersten Zügen auch auf diese drei Plätze konzentrieren und sie als „Hitzeresiliente Modellprojekte“ behandeln. Auch wenn Bevölkerungsschutz, der an Hitzeschutz gekoppelt ist, nicht auf ein paar wenige Orte beschränkt werden kann, erachten wir es für sinnvoll und umsetzbar, einzelne Standorte nach und nach anzugehen und dort für konkrete und vor allem spürbare Verbesserungen zu sorgen. Dadurch können sich positive Rückkopplungen ergeben, z.B. auch durch ein wachsendes Verständnis für die vielzähligen und weitreichenden Benefits von Klimaanpassungsmaßnahmen, insbesondere durch Stadtbegrünung, Flächenentsiegelung und die Verringerung des motorisierten Individualverkehrs (Verkehrswende).



Der Bahnhofsvorplatz (Europaplatz) ist als Eingangspforte zur Stadt sowohl für die Bewohner:innen als auch für den Tourismus und Tagesgäste einer der wichtigsten Standorte in Bad Kreuznach. Auch in Sachen Teilhabe und Inklusion (Stichwort barrierefreier ÖPNV) werden an den Europaplatz besondere Anforderungen gestellt. Dass ausgerechnet dieser prominente Ort in der Hitzebefragung 2024 am schlechtesten abgeschnitten hat, ist sinnbildlich.



Der Kornmarkt ist der größte Aufenthalts- und Versammlungsstandort, der direkt in der Innenstadt gelegen ist und an die Fußgängerzone mit vielen Geschäften angrenzt. Als Veranstaltungsfläche ist der Kornmarkt im Sommer regelmäßig gut besucht. Aber auch unabhängig vom Veranstaltungsangebot kann der Kornmarkt als das Zentrum der Stadt betrachtet werden, von wo aus auch die anderen Stadtteile gut zu erreichen sind. Ein hohes Nutzungsaufkommen durch Einkaufende, Gänge zum Rathaus, Cafe-Besucher:innen zeigt den Bedarf einer auch hitzeschützenden Aufenthaltsqualität. Trotz kostenaufwändiger Umbaumaßnahmen 2018 wurde man dem Anspruch einer Hitzeresilienten Stadtplanung jedoch nicht ausreichend gerecht, was die Ergebnisse der Hitzebefragung 2024 unterstreichen.



Die Nahe Brücke ist als direkte Verbindung zwischen Neustadt und Fußgängerzone ein ebenfalls stark frequentierter Fußgängerbereich. Nach Abschluss umfangreicher Restaurationsarbeiten 2015 wurde die Fußgängerzone verlängert und somit neues Potential geschaffen, um sich hier länger aufzuhalten und auszuruhen. Durch die neuen Sitzgelegenheiten aber auch durch Kunstinstallationen, wird dieser Anspruch an die neue Nahebrücke unterstrichen. Leider wurde bei der Planung auch hier der Einfluss von direkter Strahlung auf reflektierende Flächen nicht berücksichtigt. Auch die positive Nähe zum Wasser und das Grünvorkommen, zumindest im unmittelbaren Umfeld entlang der Nahe, kann weitere und direkte Hitzepuffer z.B. in Form von Beschattung nicht ersetzen.
Top 3- Cool Spots
Wie zu erwarten sind es die Stadtparks, die bei der Hitzebefragung 2024 besonders gut abgeschnitten haben und als vergleichsweise kühl oder sogar abkühlend erlebt wurden. Diese „hitzeresilienten Zonen“ können als positive Beispiele für ein zukünftiges Klimaanpassungsmanagement herangezogen werden und tragen heute schon konkret dazu bei, dass Hitze in der Stadt eingedämmt wird. Besonders die Baumbestände, Rasenflächen und das vielfältige Vorkommen von Pflanzen und Gewächsen sorgen für ausreichend Schatten und sorgen für angenehmere Temperaturen durch Verdunstungskühle. Aber auch geringer Verkehr, Flächenentsiegelung und wenig Bebauung sorgen allgemein, wie wir im Folgenden genauer beschreiben werden, für ein zumutbares Klima an heißen Tagen. Als populäre Aufenthaltsmöglichkeiten im Sommer werden die Parks bereits intuitiv genutzt und von der breiten Bevölkerung angenommen. Für die Stadtverwaltung gilt es diesen unverkennbaren Wert zu erhalten und, wo möglich, auszuweiten. Auch im kleineren Maßstab (Stichwort „Tiny Forest“) können zukünftig solche „Cool Spots“ im Stadtbild integriert werden. Der Erhalt von großen, schattenspendenden Bäumen und Rasenflächen ist die Mindestanforderung an eine Stadt mit Kur-Titel.



Die Grünfläche am Radonstollen, von der Brücke an der Crucenia Therme bis zur Brücke am Quellenhof, vereint gleich mehrere Merkmale, die einer Hitzeentwicklung entgegenwirken. Dass ausgerechnet dieser Standort, der – im Vergleich zu Kur- oder Schlosspark – offiziell eher weniger als städtische Parkanlagen (z.B. durch weniger landschaftsgärtnerische Elemente) betrachtet und beworben wird, ist an dieser Stelle festzuhalten. Gerade die Naturbelassenheit dieser Grünfläche ist wohl charakteristisch für die erlebbare Aufenthaltsqualität auch an heißen Sommertagen.



Der Kurpark mitten im Kurviertel spielt eine Schlüsselrolle für den Tourismus. Aber auch die Bewohner:innen der Stadt suchen den Stadtpark auch im Sommer gerne und lange auf.



Auch im Schlosspark wird laut Hitzebefragung 2024 Hitze weniger intensiv erlebt als an vielen anderen Orten in der Stadt. Auch hier lässt sich erkennen, dass vor allem Schatten und Begrünung essenziell sind für die Kompensation von Hitze.
Anmerkung zum Anspruch der hitze-sensibilisierenden Befragung: Weder die „Hitzebefragung 2024“ noch ihre Auswertung erfüllen die Ansprüche empirisch wissenschaftlicher Arbeiten wie Repräsentativität und Antwortkorrelationen. Wir als zivilgesellschaftliche Initiative haben uns auf den Weg gemacht, das unterrepräsentierte Gesundheitsrisiko Hitze in Bad Kreuznach sichtbar zu machen, zur Sensibilisierung des Problems beizutragen und Impulse zu setzen, die eine Bewältigung auf kommunaler als auch auf individueller Ebene nach Möglichkeit verbessern. Dabei greifen wir zwar auf ein breites Fundament wissenschaftlicher Expertise zurück, begreifen und gestalten unser Wirken selbst aber sozial und politisch.