Am 18.9. trafen sich interessierte Bürger:innen auf der alten Nahebrücke zu einem Klimaspaziergang durch die Bad Kreuznacher Innenstadt mit der Frage: Wo kann man Flächen entsiegeln, Bäume pflanzen oder Pergolen bauen, die bei Hitze für Schatten und Kühlung sorgen?
Die AG „Mehr Grün in der Stadt“ und „Schwammregion Soonwald-Nahe“ hatten dazu Vorschläge ausgearbeitet zur Diskussion mit Verantwortlichen aus Stadtverwaltung, Kommunalpolitik, Anwohnern, Geschäftsinhaberinnen, Vereinen, Kirchen und Verbänden. „Gute Ideen und Engagement werden gebraucht, um Bad Kreuznach klimafit zu machen, seien Sie dabei!“ lautete die Aufforderung der Initiatoren. Der Rundgang klang auf dem Vereins-Feierabend auf dem Kornmarkt aus.
Kontext:
Trockenheit, Hitze aber auch die Gefahr durch Starkregen sind Herausforderungen die das gesamten Stadtgebiet von Bad Kreuznach betreffen. Die Arbeitsgemeinschaft „Mehr Grün in der Stadt“ (AG Grün) der Klimagemeinschaft Bad Kreuznach plant in Zusammenarbeit mit der „Schwammregion Soonwald-Nahe“ daher Klimarundgänge in mehreren Stadtteilen, um vor Ort über Maßnahmen zu beraten, welche die Folgen der Erderhitzung abmildern können. Vor allem die stark versiegelte und wenig begrünte Innenstadt heizt sich im Sommer immer stärker auf, eine für Fußgänger und vor allem Anwohner:innen immer schwerer erträgliche Situation. Eine zu allen Jahreszeiten attraktive und lebenswerte Innenstadt ist für die Zukunft von Bad Kreuznach von großer Bedeutung. Zur Vorbereitung der Klimarundgänge hat die AG Grün die Ergebnisse früherer Begehungen, die Hitzebefragung 2024 und die in der Bürgerveranstaltung für ein „klimafittes Bad Kreuznach“ gemachten Vorschläge ausgewertet.
Letztere Veranstaltung war mit reger Bürgerbeteiligung am 20.6.2025 von der Klimagemeinschaft, dem Regionalbündnis Soonwald-Nahe, den Omas for future (OFF), dem Netzwerk am Turm und der Evangelischen Erwachsenenbildung im Bonhoeffer-Haus durchgeführt worden. Studentinnen der TU Kaiserslautern hatten ihr Konzept zur Innenstadtentwicklung vorgestellt und darauf aufbauend wurden in Workshops viele konkrete Vorschläge für die Verbesserung der blau-grünen Infrastruktur entwickelt. Herr Schittko, Abteilungsleiter für Stadtplanung und Umwelt, stimmte in einem perspektivischen Ausblick dem Handlungsbedarf von Entsiegelungen, Pflanzungen und Regenwassernutzung zu, wies aber auf derzeit sehr begrenzte, insbesondere personelle Kapazitäten der Stadt hinsichtlich der Umsetzung von konkreten Maßnahmen hin.
Ein sehr wichtiger Hinweis, denn im Juni 2026 droht der Verfall der KIPKI-Fördermittel des Landes für Klimaanpassung von immerhin 376.330 EUR. Die AG Grün möchte dazu beitragen, dass diese 100% Förderung des Landes rechtzeitig und vollumfänglich durch die Stadt genutzt wird. Ganz konkret stehen der Stadt noch bis zum 30.6.2026 die folgenden KIPKI-Fördermittel des Landes für Klimaanpassungsmaßnahmen zur Verfügung: 200.000 EUR für den Bau von Zisternen, 40.000 EUR für die Begrünung des Rathauses, 70.000 EUR für Entsiegelungsmaßnahmen im Innenstadtbereich und 66.330 EUR für Begrünungsmaßnahmen. Die Stadt kann die Mittel des Kommunalen Investitionsprogramms Klimaschutz und Innovation (KIPKI) selbst verausgaben, sie kann damit aber auch Bürgerprojekte unterstützen. Das Ergebnis der Beteiligungsveranstaltung und vieler Gespräche ist, dass viele Bürger:innen sich klimaschützende und -angepasste Begrünungen wünschen, sowie Maßnahmen welche die städtischen Räume aufwerten. Es gibt in der Öffentlichkeit auch die Bereitschaft solche Maßnahmen durch eigenes Tun zu unterstützen: zum Beispiel bei Baumscheibenpflege, Gießpatenschaften, im Umfeld der eigenen Wohnung, des eigenen Ladens, aber auch durch Pflanzungen im eigenen Garten oder durch das Stellen von Regentonnen. Diese Maßnahmen müssten von der Stadt nur unterstützt werden, zum Beispiel durch Öffentlichkeitsarbeit, kostenlose Seminare für Bürger:innen oder die Vergabe von KIPKI-Mitteln für Bürgerprojekte. Andere Maßnahmen wie Entsiegelungen oder Baumpflanzungen müssen von der Stadt selbst durchgeführt oder zumindest initiiert und überwacht werden.
Eine entscheidende Rolle für eine hohe Bürgerbeteiligung kommt den Medien zu, die über Pilotprojekte ausführlich berichten sollten, damit sich möglichst viele Menschen den Aktionen anschließen. Denn nur wenn an vielen Stellen Maßnahmen durchgeführt werden sind messbare Effekte für die Stadt zu erzielen, die über die Verbesserung des Klimas in der unmittelbaren Umgebung der Maßnahme hinaus gehen. Darauf kommt es aber letztlich an! Ohne die Unterstützung durch Vereine, Kirchen und Vereinigungen, die durch Pilotaktionen z.B. an ihrem Vereinsheim ihre Mitglieder sensibilisieren, werden Klimaanpassungsmaßnahmen nicht die Breitenwirkung erzielen, die nötig ist, um relevante Effekte zu erzielen.